Während meiner Reisen entstehen reportageartige Fototagebücher. Einige Bilder haben einen dokumentarischen Charakter, sind aber vor allem aus meiner Sichtweise, der Perspektive der Malerin und Filmerin aufgenommen. In meiner Wahrnehmung sind Räume Bühnen. Ich erspüre die Gegend und recherchiere über die Orte. Oft durchsuche ich zuvor mit der Google Camera das Terrain gezielt nach seiner Beschaffenheit. Der Blick von Oben gibt erste Hinweise zur Geografie und Ordnung einer Stadt. Welche Quartiere sind wie organisiert? Mit dem Fahrrad, zu Fuß, dem Auto und den öffentlichen Verkehrsmitteln erkunde ich die Umgebung, streune herum, spreche mit Menschen, skizziere und dokumentiere mit der Kamera und der Pleinairmalerei.

Welche Zusammenhänge ergeben sich? Wie ist das Bild einer Stadt, eines Landes, durch bestimmte Umstände geprägt? Ganz neu "designte" Stadtteile mit scheinbar optimierten Quartiersideen regeln und reglementieren das Leben, während Leerstände auch Freiräume für andere Lebensformen schaffen. Wie verändert sich der öffentliche Raum? Vermeintlich leere Gebäude werden übernommen, transformiert und umgenutzt. Welche Nachrichten hinterlassen die Bewohner und lassen sich Rückschlüsse auf die Gesellschaften ziehen? Wie sind diese organisiert? Welche Umbrüche erleben sie und was erzählen die ganz verschiedenen Neubauten und Ruinen?

Die Ursachen sind unterschiedlich aber auch ähnlich. Abwanderung der Produktionsstätten und wirtschaftlicher Niedergang in Charleroi zeigen soziale und gesellschaftliche Verwerfungen, in Detroit und Los Angeles kommen aber noch die Folgen einer extremen neoliberalen Politik hinzu, die die Gesellschaft immer mehr spaltet. In Kroatien finden sich Spuren von nationalistischen und ethnisch/religiösen Konflikten durch erlebten Krieg und Vertreibung. Mafiabauten und systematische Zweckentfremdung von EU-Fördergeldern prägen viele Landschaften in Italien. In China sind es Großprojekte in Ausmaßen, wie wir sie uns kaum vorstellen können. Bewohner werden kurzfristig zwangsumgesiedelt, ihre alten Stadtteile verschwinden und weichen neuen Megacities. Doch bei aller, auch kritischen Ursachenforschung, geht es immer um ganz konkrete Menschen. Menschen, die nicht gefragt werden, Menschen die reagieren müssen, Menschen, deren Schicksale weniger wahrgenommen werden. Es geht aber auch um die Menschen und Künstler, die sich diese Räume aneignen und auf unterschiedlichste Weise darin frei und unbeobachtet agieren.

During my travels I produce reportage-like photo-diaries. Although some pictures have a documentativ character they have been shot from my perspective as a painter and fimmaker. In my perception spaces are stages. I sense the areas and make researches. The Google Camera helps to find out about the tectonic surface of the terrain. The view from above gives first ideas of the geography and order of a city. Wich neighbourhoods are how organized? With the bicycle, by feet, the car and bublic transportation I explore the surrounding. I move and stroll around, talk to people, sit down and make sketches by plein air painting.

What contexts can be related? How is the appearance of a city influenced by certain circumstances? Very new "designed" neighbourhoods with optimized conditions tend to control inhabitants and public spaces. Empty buildings are being squatted and transformed. Wich  messages are left behind? Can we draw conclusions to societies? How are they organized? Wich radical changes do they go through? What stories do the new buildings and ruins tell ?

The causes are different but also comparable. Wander of production sites and economical decline in Charleroi show social and societal dislocation. In Detroit and Los Angeles the results of an extreme neoliberal policy come on top. In Kroatia we find traces of nationalistic and ethnic/religious conflicts resulting from war and expulsion. So called "mafiabuildings" and systematically misused EU-fundings characterize many landscapes in Italy. In China, gigantic projects force people to move elsewhere. Their old houses disappear and make place for new megacities. After all analysis its about humans. Humans that are not asked, humans that have to react. Humans whose fate is being ignored. Humans and artists improvize and appropriate those rooms for their liberal actions.